Ja, es gibt sie tatsächlich! Die Rennreifen mit Straßenzulassung, die Semi Slicks oder Semi Racings. Sie zählen zu den extremsten Pkw-Reifen, die man für die Straße kaufen kann: Für den Rennstreckeneinsatz entwickelt, für ein Maximum an Grip.
Semi Slicks besitzen zwar eine Straßenzulassung und dürfen demzufolge auch im öffentlichen Straßenverkehr eingesetzt werden, sie sind aber nur bedingt dafür geeignet. Und die Unterschiede zu normalen Sommerreifen sind gravierend und machen sich hauptsächlich bei nasser Fahrbahn, starkem Regen und Aquaplaning bemerkbar.
Denn um eine Straßenzulassung zu erhalten, müssen Semi Slicks einen Negativprofilanteil von nur 17% aufweisen, dementsprechend hoch ist der Positivanteil. Es leuchtet also ein, das wenige Profilrillen, im Vergleich zum normalen Straßenreifen, nur bedingt und relativ wenig Wasser verdrängen und ableiten können. Die Folge: Bei Nässe oder stärkerem Regen stoßen die Semi Racings schnell an ihre Grenzen, schwimmen auf und können nur noch bedingt Kräfte übertragen. Bremsmanöver und Lenkbewegungen werden kritisch, solche Situationen sind dann nur durch eine vorsichtige und vorausschauende Fahrweise zu meistern.
Was macht den Semi Slick so besonders?
Im Motorsport kommen für trockene Strecken reine Slicks zum Einsatz. Das sind profillose Rennreifen, die aufgrund ihrer satten Kontaktfläche zur Straße die Aufgabe haben, bei trockenen Bedingungen möglichst hohe Längs- und Querkräfte zu übertragen. So können sie einen optimalen Grip aufbauen. Im Gegensatz dazu sind normale Sommerreifen unter anderem mit Profilrillen ausgestattet, die es dem Reifen ermöglichen, bei Regen das Wasser abzuleiten und so den nötigen Kontakt und somit auch eine Haftung zur Straße sicherstellen. Der Rennreifen ist also der „Spezialist“ für einen bestimmten Einsatzzweck und der Sommerreifen der „Allrounder“, der unter vielen Einsatzbedingungen funktionieren muss. Genau dazwischen positioniert sich der Semi Racing – er vereint die positiven Eigenschaften des Slicks mit denen des Straßenreifens.
Welche Vorteile bieten Semi Racing-Reifen?
Die eingeschränkte Performance bei Nässe und stärkerem Regen lässt sich nicht leugnen, aber wir finden, die Vorteile überwiegen. Denn durch den hohen Positivanteil von 83% hat die Lauffläche viel Kontakt mit der Straße und kann so hohe Längs- und Querkräfte übertragen. Im Vergleich zu einem normalen Straßenreifen in gleicher Dimension, ist die Reifenkonstruktion (Layout) eines Semi Slicks auch breiter ausgelegt (die Reifenschulter ist „kantiger“) und bietet deshalb eine größere Aufstandsfläche bei gleicher Gesamtbreite.
Weiterhin besitzen Semi Slicks eine für den Rennstreckeneinsatz optimierte Karkasse, eine verstärkte Seitenwand sowie eine spezielle Gummimischung. Auch ist die Profiltiefe bei einem Semi Slick für den speziellen Einsatz von ca. 8mm (gängiger Straßenreifen) auf ca. 5mm reduziert. Damit will man das Walken der Gummiblöcke reduzieren und einem unkontrollierten Temperaturanstieg entgegenwirken.
Ein hoher Griplevel sowohl beim Beschleunigen als auch beim Bremsen, ein exaktes und präzises Einlenkverhalten und die Übertragung hoher Querkräfte für stabile Kurvenfahrten, das sind nur die wichtigsten positiven Eigenschaften eines Semi Slicks.
Warum sind Semi Racings so beliebt?
Der stärkste Motor und das beste Fahrwerk nützen nichts, wenn die Reifen die Leistung nicht übertragen können. Nicht umsonst nennt man die Reifen deshalb auch das „Schwarze Gold“. Dass Reifen eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Bauteil am Fahrzeug darstellen, ist (fast) jedem Autofahrer bekannt und nicht wirklich neu.
Neu ist hingegen, dass zwischenzeitlich auch Fahrzeughersteller Semi Racings für einige besonders sportliche Fahrzeugmodelle bereits ab Werk oder als Option anbieten. Kein Wunder, denn die Marketingspezialisten der Automobilhersteller haben auch erkannt, wie sie die Attraktivität dieser speziellen Marktnische für ihr sportliches Image nutzen können. Und sie wollen natürlich die verstärkte Nachfrage ihrer Kunden nach diesen Spezialreifen selbst bedienen. Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen.
Ein weiterer Grund sind die Geschwindigkeitsbeschränkungen, die nie enden wollenden Baustellen und die überfüllten Straßen, die heutzutage ein sportliches Autofahren nahezu unmöglich machen. Die Lösung: das Fahren auf der Rennstrecke, sei es bei einer sogenannten Touristenfahrt oder anlässlich eines Trackdays.
Das Fahren auf der Rennstrecke ist für jeden ambitionierten Autofahrer ein besonderes Erlebnis mit großem Spaßfaktor, aber auch mit einem hohen Suchtpotenzial. Alle, die schon mal auf der Rennstrecke unterwegs waren, wissen wovon ich spreche – allen anderen kann ich dieses außergewöhnliche Erlebnis nur empfehlen. Und wer nicht mit seinem eigenen Auto auf der Rennstrecke fahren möchte, der kann beispielsweise am Nürburgring, aber auch an anderen Rennstrecken, ein speziell für den Rennstreckeneinsatz präpariertes Fahrzeuge, meistens mit Semi Slicks ausgerüstet, anmieten.
Schaut man sich in der Szene und in den sozialen Medien um, dann stellt man fest, dass das Interesse für Tuning, für Trackdays, für Semi Racings und für sportliches Zubehör rasant steigt. Nicht selten werden sogar Fahrzeuge speziell für den Einsatz auf der Rennstrecke aufgebaut – die sogenannten Tracktools. Technisch sind die Fahrzeuge auf einem extrem hohen Niveau und man erzielt mit ihnen dank Semi Slicks zwischenzeitlich Rundenzeiten, die vor Jahren nur mit reinrassigen Rennwagen erreicht wurden.
Der Markt für Semi-Slick-Reifen boomt. Noch nie zuvor waren Rennreifen mit Straßenzulassung in der Nische der Super- und Hypercars ein so wichtiger Faktor, um neue Rekorde auf der Rennstrecke zu erzielen. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach diesen Spezialisten. Ein Grund, warum immer mehr Reifenhersteller in die Nische der straßenzugelassenen Semi Slicks einsteigen und sich dort etablieren wollen. Aber nicht alle Reifenhersteller bieten diese Spezialisten an, um ihr sportliches Image aufzupolieren. Zumeist sind es die Hersteller, die bereits eine Historie haben und in der Vergangenheit schon im Motorsport aktiv waren oder es immer noch sind. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn in letzter Zeit ist zu beobachten, das vermehrt asiatische Reifenhersteller, die bei uns in Europa eher unbekannt sind, in diesen Nischenmarkt einsteigen.
Wie schneiden Semi Racings im Vergleich zu Straßenreifen ab?
Die aus dem Motorpresse Verlag Stuttgart erscheinende Zeitschrift sport auto hat sich an dieses Thema gewagt, Straßenreifen mit Rennreifen zu vergleichen. In der Ausgabe 4/2020 wurden insgesamt 10 Reifen in der Dimension 245/35 ZR 19 auf einem Mercedes AMG A45 S getestet. Auf den ersten Blick scheint der Test etwas verwirrend, aber auf den Zweiten ist er genial, denn sie haben es geschafft, 3 verschiedene Reifentypen in einem Test zusammen zu fassen.
Die Reifen wurden in folgende Gruppen unterteilt:

Angenommen, jede einzelne Reifengruppe, beginnend mit UHP-Reifen, wird immer sportlicher, dann müssten eigentlich die Ergebnisse der Trocken-Disziplinen steigen und die der Nassübungen abnehmen. Soweit die Theorie, aber schauen wir uns die Ergebnisse mal an.
Im Trockenhandling waren die Ergebnisse wie erwartet. Die Semi Racings vorne, gefolgt von den UUHP-Reifen und dann die UHP-Pneus. Ein erstes Erstaunen kam jedoch schon bei der Disziplin Bremsen trocken auf, denn eigentlich hätten wir die drei Semis auch hier ganz vorne vermutet.
Im Nassen ging unsere Vermutung ebenfalls auf, die Racings wie erwartet am Ende der Tabelle und die ersten Plätze belegt ein Mix aus UHP- und UUHP-Reifen. Interessant ist, dass der Unterschied im Nasshandling zwischen dem schlechtesten UHP-Reifen und dem besten Semi Slick nicht so groß war und im Quer-Aquaplaning ging es noch enger zu.
Trocken-Disziplinen
Michelin dürfte mit den Ergebnissen im Bremsen trocken zufrieden sein, denn die Franzosen platzierten sich mit dem Pilot Sport Cup 2 auf eins und mit dem Pilot Sport 4S auf zwei – dabei trennten die beiden nur 0,4m. Die anderen Semis erreichten nur den sechsten (Bridgestone) und den zehnten Platz (Giti) im Gesamtklassement, was uns etwas überraschte. Ohne genau zu wissen, wie der Test durchgeführt wurde, können wir nur Vermutungen anstellen, warum sie sich nicht weiter vorne platzierten. Es könnte eventuell an der nicht ausreichenden Reifentemperatur gelegen haben.

Die Ergebnisse des Trockenhandlings liegen viel näher an den Erwartungen: Die drei Trackday-Reifen sind deutlich schneller als selbst der beste UUHP-Reifen. Die Ultra-Ultra-High-Performance-Reifen wiederum waren sowohl in den Rundenzeiten als auch im subjektiven Handling einen Schritt vor den UHP-Reifen.


Nass-Disziplinen
Wie erwartet, fanden sich die Rennreifen mit Straßenzulassung beim Nassbremsen am Ende der Tabelle wieder. Selbst der Trockenspezialist Michelin Pilot Sport Cup 2 lag fast 4 Meter hinter dem schlechtesten Straßenreifen.

Im Nasshandling überzeugte der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 5 als der schnellste und subjektiv als der beste Reifen auf dem Handlingskurs, gefolgt vom Conti SportContact 6.

Abschließend werfen wir noch einen Blick auf das Gewicht der Reifen. Dass die Rennreifen mit Straßenzulassung schwerer als normale Reifen sind, war aufgrund der verstärkten Seitenwand zu erwarten, aber innerhalb dieser Kategorie unterscheiden sie sich von mal eben 15 Gramm.

sport auto´s Quick Check:
Michelin Pilot Sport Cup 2
Bester Grip,volle Kontrolle – bei den Semis kommt an Michelin keiner vorbei.
Bridgestone
Potenza S007 R.S.
Bridgestones Sportrlicher mit 007-Genen, aktiv, präzise und schnell.
Giti GitiSport GTR3
Schneller und fahraktiver Cup-Reifen für Trackday-Einsteiger.
Tipp:
Wenn du Reifen kaufst, egal, ob beim Händler vor Ort oder online, achte auf die DOT. Die 4-stellige Zahl gibt dir nämlich Auskunnft über das Reifenalter.
Ein Beispiel: 0718 bedeutet, dass der Reifen in der 7. KW in 2018 gebaut wurde.
- Oft werden Reifen mit älterer DOT zu einem Schnäppchenpreis angeboten. Es ist auf den ersten Blick aber nicht immer zu erkennen, das es sich um ältere Reifen handelt. Frage deshalb nach, wann die Reifen gebaut wurden.
- Achte beim Kauf auch darauf, dass alle 4 Reifen die gleiche DOT haben oder zumindest im selben Jahr hergestellt wurden.
Deine Reifen kannst du einfach und bequem auch online bestellen, zum Beispiel bei ReifenDirekt. Einfacher geht´s kaum – alles aus einer Hand.
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